Christian Kamprad, Vorstandsvorsitzender der Tafel Muldental e.V., über Lebensmittel gerechter verteilen und Müllberge verkleinern
„Arme Menschen haben oft keinen Platz in der Gesellschaft. Vor allem für Kinder ist das schwierig. Vor 20 Jahren war Armut in Deutschland ein Tabuthema. Doch heute weiß jedes Kind, dass es Armut auch bei uns gibt. Und es gibt sie nicht nur, sie wächst. Armut bedeutet für Millionen Menschen – besonders betroffen sind Kinder, Alleinerziehende, Erwerbslose, SeniorInnen und MigrantInnen – Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe, Chancenlosigkeit, subjektiv erlebte „Überflüssigkeit“. Leider gibt es auch hier bei uns Kinder, die hungrig in den Kindergarten oder in die Schule müssen. Armut ist kein Betriebsunfall, sondern ein Nebenprodukt unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sowie politischer Entscheidungen. Und Armut kann Jeden treffen. Plötzliche Berufsunfähigkeit, der Partner stirbt unvorhergesehen, ein Hausbrand vernichtet alles Hab und Gut – dies sind nur einige Beispiele, wie schnell man verarmen kann. Drei Viertel der Hartz-IV-Empfänger sind Kinder, Erwerbsfähige im Niedriglohnsektor oder anderweitig beschäftigte Menschen (z. B. Auszubildende).
Einerseits gibt es also Menschen, die an der Armmutsgrenze leben und sich das tägliche Brot nicht leisten können. Auf der anderen Seite werden in vielen Supermärkten Lebensmittel weggeworfen, die nicht mehr verkauft werden können. Dasselbe passiert mit Fehlproduktionen bei Lebensmittelherstellern (zum Beispiel Keksbruch). Um dieses Ungleichgewicht zu verringern, bemüht sich die „Tafel Muldental e.V.“ um einen Ausgleich. Unser Konzept lautet: „Jeder gibt, was er kann“. Nach diesem Leitspruch engagieren sich örtliche Kirchgemeinden, Bäckereien und Wochenmärkte, Supermarktketten und Lebensmittelhersteller aller Art. Aber auch Zeit wird – z. B. von den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern – gespendet. So kann die „Tafel Muldental e.V.“ dafür sorgen, dass bedürftige Menschen einen Zugang zu frischen Lebensmitteln haben. Wir tragen dazu bei, dass Lebensmittel gerechter verteilt werden. Gleichzeitig helfen wir, die Müllberge und das sinnlose Wegwerfen von Lebensmitteln zu reduzieren. Das ist unser Beitrag zur Nachhaltigkeit. Und wir freuen uns über jede Unterstützung!“